In meiner Reihe „Erfolgsgeschichten von Auswanderern in Spanien“ starte ich mit einem Interview mit Manuel Rodriguez, dem CEO der Online-Marketing-Agentur „B2 Performance SL“ in Barcelona.
Update 2023: Die Agentur B2 Performance gehört mittlerweile zu Zander Group und heißt Zander Digital Services International
Manuel, bitte stelle dich kurz vor
Ich bin Manuel Riveiro Rodriguez, geboren und aufgewachsen in Gütersloh, Deutschland. Meine Eltern stammen ursprünglich aus Galicien im Nordwesten Spaniens.
Wie lange bist Du schon in Barcelona?
Ich lebe seit Ende September 2013 in Barcelona.
Wie bist du in Barcelona gelandet?
Nach meinem Studium kontaktierte mich B2 Performance, eine deutsche Online-Marketing-Agentur über Xing. Sie suchten jemanden, der fähig war, ihre Niederlassung in Spanien aufzubauen. Die Aussicht, direkt nach dem Studium eine leitende Position einzunehmen, war für mich eine spannende Herausforderung. Die ersten anderthalb Jahre arbeitete ich im Hauptsitz von B2 Performance in Witten, lernte alles über Online-Marketing und Geschäftsführung, bevor ich schließlich nach Barcelona zog, um die spanische Niederlassung als Geschäftsführer zu leiten. Trotz einiger Höhen und Tiefen war es ein erfolgreicher Schritt, da wir bald einen stabilen Kundenstamm aufbauen konnten.
Wie hast du dich auf deine Auswanderung vorbereitet?
Ehrlich gesagt, gab es kaum eine Vorbereitung. Ich habe alles erst in Barcelona geregelt und meinen spanischen DNI erhalten. Da ich fließend Spanisch spreche, war das ein großer Vorteil. In Witten musste ich meine Wohnung auflösen und einige Möbel verkaufen, aber das war schnell erledigt.
Wie hast du deine erste Wohnung in Barcelona gefunden?
Eine Wohnung aus Deutschland heraus zu suchen, ergibt keinen Sinn. Die Immobilien sind schnell vergriffen, besonders zu Semesterbeginn. Ich habe zunächst in einem Hotel gewohnt und intensiv gesucht. Durch Zufall fand ich dann als Zwischenmieter eine Wohnung an der Carrer Aragó, eine komplette Wohnung nur für mich zu einem Schnäppchenpreis von 600€. „Wer suchet, der findet.“
Erwartungen und Erfahrungen als Auswanderer in Spanien?
Meine Erwartungen vor dem Auswandern waren eigentlich bescheiden. Ich suchte nach einem Neuanfang. Nach neun Jahren in Münster war ich bereit für etwas Frisches und Unbekanntes. Ich bin mit der offenen Einstellung nach Spanien gegangen, einfach mal zu sehen, was passiert. In meinem Alter plant man sein Leben ja nicht unbedingt für die nächsten zehn Jahre im Voraus. Gerade beim Aufbau eines neuen Unternehmens lebt man eher von Quartal zu Quartal. Natürlich verband ich mit Spanien das herrliche Wetter, einen entspannten Lebensstil und viel Feiern. Ich hatte allerdings angenommen, dass man in Spanien weniger arbeitet als in Deutschland, was sich jedoch als Irrtum herausstellte. Tatsächlich scheint es mir, als würde man in Spanien mehr arbeiten. Glücklicherweise hatte ich schon Freunde in Barcelona, was für einen guten Ausgleich mit Partys und Ausgehen sorgte. Barcelona ist außerdem ein beliebtes Reiseziel, sodass auch deutsche Freunde gern zu Besuch kamen.
Was mich täglich motiviert?
Hauptsächlich motiviert mich meine Familie, der ich etwas bieten möchte. Natürlich arbeitet man auf bestimmte Ziele hin. Einerseits möchte man seine Firma so weit wie möglich bringen, andererseits arbeitet man daran, finanzielle Sorgen hinter sich zu lassen. Im Endeffekt möchte man ja nicht ewig arbeiten.
Mein berufliches wirken als CEO
Als Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur B2 Performance SL bin ich quasi ein Allrounder. In einem kleinen Unternehmen packt man oft auch in der Führungsposition bei zahlreichen Projekten und Problemen direkt mit an. Ich kenne all meine Kunden persönlich und pflege einen direkten Kontakt zu ihnen. Mir ist es wichtig, dass die Kunden mit unseren Ergebnissen zufrieden sind, diese sehen und sich darüber freuen können. Neben meinen Aufgaben als Geschäftsführer widme ich mich besonders gern technischen Herausforderungen bei Webseiten, Webentwicklung, Webanalyse und Online-Marketing-Strategien.
Unser Leistungsspektrum bei B2 umfasst jedoch noch viel mehr: Consulting, Marketingstrategien, Webdesign, Suchmaschinenoptimierung, Social Media und Content-Strategien in verschiedenen Sprachen, E-Mail-Marketing – kurz gesagt, alles rund um Online-Marketing, Digitalisierung und Internationalisierung von Unternehmen.
Das Beste an meinem Job
Das Kennenlernen vieler Unternehmen und Menschen ist faszinierend. Das Gefühl, manchmal das entscheidende Puzzleteil für den Erfolg eines Unternehmens zu sein, ist sehr erfüllend. Wenn der Erfolg eintritt und Kunden uns nicht mehr nur als Dienstleister, sondern als integralen Bestandteil ihres Unternehmens sehen, uns blind vertrauen und unseren Empfehlungen folgen, ist das ein unschätzbarer Erfolg. Viele unserer Kunden betreuen wir schon seit Jahren.
Rückblick auf die Auswanderung nach Spanien: Herausforderungen
Das Schwierigste für mich beim Auswandern nach Spanien war definitiv, Familie und Freunde zurückzulassen. Als jemand, der eng mit seiner Familie verbunden ist und es gewohnt war, regelmäßig die Eltern zu besuchen, fiel mir der Verlust dieser Nähe anfangs besonders schwer. Ebenso das seltene Zusammensein mit Freunden, die ich nur noch ein- bis zweimal im Jahr treffen konnte. Zudem fand ich es herausfordernd, in Spanien enge Freundschaften zu knüpfen. Je älter man wird, desto komplizierter scheint es zu sein, neue Freunde zu finden. Die alten Freunde bleiben oft die besten.
Unterschiede zwischen dem leben in Spanien und Deutschland
Entgegen der landläufigen Meinung, in Spanien würde weniger gearbeitet als in Deutschland, habe ich genau das Gegenteil erlebt. Ich habe den Eindruck, dass in Spanien oft mehr gearbeitet wird. Das liegt teilweise daran, dass es manchmal an qualifizierten Arbeitskräften mangelt, weshalb diejenigen, die gut arbeiten, oft Überstunden leisten müssen. Die Work-Life-Balance empfinde ich als nicht optimal, da die Arbeitszeiten in Spanien oft länger sind, teilweise aufgrund der ausgedehnten Mittagspausen. In Deutschland war nach acht Stunden Feierabend, während in Spanien viele bis zu 12 Stunden und mehr arbeiten. Ich selbst habe manchmal bis zu 12 Stunden am Tag gearbeitet, wenn nötig.
Ein klarer Vorteil in Spanien ist das Leben am Meer und das ständig gute Wetter. Man sorgt sich eher darum, wann es mal regnet, als wann die Sonne scheint. In spanischen Supermärkten ist die Produktauswahl nicht so vielfältig wie in Deutschland, aber wenn man in Deutschland ist, vermisst man wiederum die spanischen Produkte, besonders frischen Fisch und Meeresfrüchte. Man vermisst immer das, was man gerade nicht hat.
Rückkehr nach Deutschland: eine Option?
Aktuell fühle ich mich in Spanien sehr wohl: Ich genieße meinen Job, das Leben am Meer, und entspannte Sommerabende am Pool mit meiner Familie – fast wie im Paradies. Doch die Zukunft bleibt ungewiss, besonders in Anbetracht politischer und sozialer Sicherheitsaspekte, bei denen Gedanken an Deutschland aufkommen. Die spanische Bürokratie ist chaotischer, der Mutterschutz unzureichend, und das Schulsystem entspricht nicht meinen Erwartungen. Um meinem Kind eine gute, mehrsprachige Bildung zu ermöglichen, muss ich in eine teure Privatschule investieren. Eine Rückkehr nach Deutschland? Bei gewissen Umständen, besonders mit einer größeren Familie, könnte ich es in Erwägung ziehen, aber bislang besteht keine Notwendigkeit dazu.
Das leben in Spanien: die Höhepunkte
Besonders schätze ich das fast beständig schöne Wetter, das Leben am Strand, die exzellenten Meeresfrüchte und die längeren Tage. Hier herrscht eine gewisse Ungezwungenheit – man lebt dort, wo andere Urlaub machen.
Ratschläge für zukünftige Spanien-Auswanderer
Mein Rat: Lernt die Sprache. Ohne Spanisch oder Katalanisch ist es hier schwierig, besonders bei Behördengängen. Eine Wohnung aus Deutschland heraus zu suchen, ist nicht praktikabel. Vor Ort findet man immer eine geeignete Bleibe. Wichtig ist ein solider Plan: idealerweise einen Job, genügend Rücklagen oder Ersparnisse. Wer bereit ist, hart zu arbeiten und gut in seinem Fach ist, kann hier eine erfolgreiche Zukunft aufbauen.
Danke, Manuel, für die Einblicke!
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Über die Autorin
Hallo, ich bin Olesya, gebürtige Ukrainerin, die 2002 als Au-Pair nach Deutschland kam und dort 13 Jahre lebte. Nach meiner Integration entschied ich mich für eine weitere Auswanderung – diesmal nach Spanien. Als COO leite ich seit 2015 gemeinsam mit CEO Manuel die Online-Marketing-Agentur „Zander Digital Services International“ in Barcelona. In meinem privaten Blog gute-esser.de teile ich meine Erfahrungen über das Auswandern und das Leben in Spanien. Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung im SEO biete ich Workshops und Beratungen an und unterstütze gemeinsam mit meinem Team Webseiten in über 15 Sprachen. Besuche meinen Blog – ich freue mich, wenn er dir gefällt!